Heat Wave – Hitzewelle ist nun auch als Hardcover erhältlich.

Eine Unterhaltung mit Richard Castle,
dem Autor von „Heat Wave – Hitzewelle“

Ihr Roman „Heat Wave – Hitzewelle“ (wie auch seine Nachfolger) hat eine weibliche Hauptfigur, NYPD Detective Nikki Heat. Gerüchten zufolge basiert sie auf einer echten Mitarbeiterin des Morddezernats des NYPD: Detective Kate Beckett. Tatsächlich haben Sie Beckett sogar monatelang offiziell bei ihren Einsätzen begleitet, um zu beobachten, wie sie arbeitet und was bei einer echten Mordermittlung alles passiert. Haben Sie dabei irgendetwas Überraschendes erlebt? Welche Erfahrung hat Ihnen am meisten die Augen geöffnet?

Meine Zeit mit Detective Beckett und den anderen Detectives des 12. Reviers war äußerst informativ. Zum Beispiel wusste ich nicht, wie schlecht Kaffee schmecken kann, bis ich ihren probierte. Meine Bewunderung für die Arbeit der Polizei ist nur noch gewachsen, da ich keine Ahnung hatte, dass sie sie erledigen, obwohl sie so schlechten Kaffee trinken müssen.
Was die Erfahrung angeht, die mir am meisten die Augen geöffnet hat, kann ich nur sagen, dass beschossen zu werden nicht so lustig ist, wie es in Tom-Cruise-Filmen aussieht. Aber ich will nicht zu viel verraten, da einige meiner Erfahrungen letztendlich in das Buch eingeflossen sind.

Sie lernten Detective Beckett kennen, als das NYPD Sie bei einem seiner Fälle um Rat bat. Es handelte sich um eine Serie von Nachahmungsmorden, die auf den Morden in einigen Ihrer Romane basierten. Sie waren tatsächlich in der Lage, bei der Aufklärung dieses Falls zu helfen. Wie hat es Sie als Schriftsteller beeinflusst, dass die Grenze zwischen Vorstellung und Realität plötzlich so undeutlich war?

Nun ja, abgesehen von der Tatsache, dass sich der Mörder meine weniger guten Arbeiten zum Vorbild nahm, war ich froh, bei den Ermittlungen dabei sein zu können. Letztendlich gelang es Detective Beckett, den Namen eines wahren Fans reinzuwaschen, den der Mörder als Sündenbock auserkoren hatte.
Es war ein faszinierender Fall und wieder einmal ein Beispiel dafür, dass das Leben oftmals seltsamer als die Fiktion sein kann. Hätte ich diese Geschichte geschrieben, hätte mir jeder Selbstverherrlichung vorgeworfen. Und so etwas käme mir natürlich nie in den Sinn …

Sie sind ein alleinerziehender Vater. Haben Ihre Erfahrungen mit der Realität der tagtäglichen Gewalt dazu geführt, dass Sie sich Sorgen darum machen, Ihre Tochter in New York großzuziehen? Haben Sie nach Ihren Ausflügen mit der Polizei je mit ihr über Ihre Erlebnisse gesprochen?

Die Tatsache, dass Alexis in New York aufwächst, bereitet mir weniger Sorgen, als die Tatsache, dass sie mit mir an ihrer Seite aufwächst. Bei meinem Beruf drehen sich unsere Tischgespräche normalerweise um unerwartete Wendungen in einer Geschichte, wie zum Beispiel die Frage, ob man in einem selbstreinigenden Ofen eine Leiche verbrennen könnte. Gelegentlich spreche ich mit ihr über Fälle, aber für gewöhnlich lasse ich dabei die blutigen Details weg.
Auch wenn sie immer noch mein kleines Mädchen ist, ist sie eine gebürtige New Yorkerin und außerdem ausgesprochen klug. Ich kann nur dankbar sein, dass sie wesentlich weiser ist, als ihr Alter vermuten lässt.

In Ihrem Roman „Heat Wave – Hitzewelle“ hat Detective Nikki Heat ebenfalls einen Zivilisten, der sie bei ihren Ermittlungen begleitet: den Journalisten Jameson Rook. Er ist ein ziemlicher Klugscheißer. Wie viel von seiner Persönlichkeit basiert auf dem echten Rick Castle? (Und sind Sie wirklich so ein liebenswerter Klugscheißer?)

Rook? Castle? Da gibt es absolut keine Gemeinsamkeiten. Rook ist allerdings ziemlich cool. Ich meine, der Kerl hat einen Pulitzerpreis! Außerdem ist er so brillant und gutaussehend. Nun, jetzt, da Sie es erwähnen, vielleicht basiert er tatsächlich auf jemandem …
Und ob ich ein liebenswerter Klugscheißer bin, hängt davon ab, wen Sie fragen. Meine Tochter hält mich für liebenswert und klug. Meine Exfrauen finden mich einfach nur scheiße.

Also, Mister Castle, raus damit:
Wollten Sie Polizist werden, als Sie klein waren?

 

Tatsächlich wollte ich entweder Löwenbändiger oder Eisverkäufer werden. Das wäre wirklich cool. Ich würde in meinem bunten Eiswagen herumfahren und eine Glocke läuten. Damit würde ich Millionen von Kindern glücklich machen. Ich sehe meine Bücher gerne als kleine Eisriegel für meine Leser. Deswegen sind die Umschläge auch so bunt.

Die Darstellung der Orte in Ihren Romanen ist sehr intensiv. New York wirkt bei Ihnen wie ein eigener Charakter. Welche Beziehung haben Sie zu New York und wie beeinflusst sie Ihre Arbeit als Schriftsteller?

Ich liebe New York, weil es all die Widersprüche eines wirklich faszinierenden Protagonisten in sich vereint. Unglaublicher Reichtum und völlige Armut, ehrenwerte Absichten und furchtbare Gier, junge Liebe und uralter Hass, all das existiert direkt nebeneinander. Außerdem steht in dieser Stadt an jeder Straßenecke eine wunderschöne Frau. Was kann ein Schriftsteller sonst noch verlangen?

Da haben Sie wohl recht. Wir freuen uns auf jeden Fall auf weitere Fälle mit Nikki Heat.